Schneller Planen und Bauen – Baurecht und Bauordnungen umgehend reformieren
VBI und Bundesingenieurkammer BIngK haben eine gemeinsame Sechs-Punkte-Erklärung aus Sicht der Planungsbranche erstellt, die anlässlich des Ingenieur Summit am 5. Juni in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wird. In ihren sechs Forderungen fassen beide Planerorganisationen zusammen, was jetzt getan werden muss, um den Herausforderungen bei Infrastruktur- und Wohnungsbau wirksam zu begegnen. Dazu gehören die Einführung verbindlicher Stichtagsregelungen und eine praxisnahe Ausweitung der Plangenehmigung, um Verfahren zu beschleunigen und den Sanierungsstau abzubauen: Bei Ersatz-, Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahmen ist dies auch kurzfristig realisierbar. Auch der konsequente Bürokratieabbau sowie die Digitalisierung der Planungs- und Genehmigungsverfahren sind nach Auffassung von VBI und BIngK zwingend notwendig, um den politisch gewünschten Bauturbo zu starten. Denn Ingenieurbüros wenden erhebliche personelle und zeitliche Ressourcen auf, um bürokratischen Anforderungen gerecht zu werden. Hier werden wertvolle Ressourcen gebunden, die in der Projektarbeit fehlen.
Sechs-Punkte-Erklärung der Planungswirtschaft
- Sichere und langfristige Finanzierung der Infrastruktur
- Wohnungsbau beschleunigen: Standards vereinfachen und EH55-Förderung umsetzen
- Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen
- Staatsmodernisierung und Digitalisierung als Motor für Fortschritt
- Personelle Kapazitäten sichern: Berufsstand stärken und HOAI novellieren
- Qualität und Tempo durch bessere Vergabeverfahren und auskömmliche Honorare
Jörg Thiele, Präsident Verband Beratender Ingenieure VBI:
„Die neue Bundesregierung steht in der Pflicht. Es geht darum, Versäumnisse bei der Infrastruktur aufzuholen und nachhaltig Wohnraum zu schaffen. Wenn das vor dem Hintergrund sinkender Steuereinnahmen und Fachkräftemangel gelingen soll, dann nur mit den planenden Ingenieurinnen und Ingenieuren. Das setzt voraus, jetzt die mittelständischen Planungsunternehmen wirksam und schnell von überbordender Bürokratie zu entlasten. Die Digitalisierung muss vorangetrieben, Verwaltungsabläufe beschleunigt und Planungssicherheit für die Bauwirtschaft geschaffen werden.“
Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer:
„Funktionierende Infrastrukturen, bezahlbarer Wohnraum und eine resilient gebaute Umwelt sind der Kitt unserer Gesellschaft. Wir müssen das Vertrauen der Bevölkerung in die Handlungsfähigkeit des Staates und unsere Demokratie zurückgewinnen. Wenn es uns gelingt, Betroffene zu Mitwirkenden zu machen, wird sich dies auch positiv auf die Akzeptanz von Planungs- und Genehmigungsprozesse auswirken. Denn die Gesellschaft leidet an vielen Stellen darunter, dass sich Menschen nur noch als Beobachter fühlen. Es liegt an uns allen, dies zu ändern.“
Fachkräftegewinnung ist Aufgabe von Staat und Wirtschaft
Die ambitionierten politischen Ziele in Hochbau, Infrastruktur und Klimaschutz sind nur durch qualifizierte Ingenieurinnen und Ingenieure zu erreichen. Dem aktuellen Fachkräftemangel im Planungswesen kann nur durch eine gemeinsam angelegte Offensive durch Staat und Wirtschaft begegnet werden. Die Bundesregierung muss deshalb die im Koalitionsvertrag verankerten Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung und -sicherung bei Ingenieurinnen und Ingenieuren konsequent umsetzen und weiterentwickeln. Die Bundesingenieurkammer und der VBI bieten auf Bundes- und Landesebene ihre Zusammenarbeit an.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen des Planungswesens stärken
Innovatives und nachhaltiges Bauen gibt es nicht zu Dumpingpreisen. Öffentliche Auftraggeber kommt dabei eine Vorbildfunktion zu. Die Honorarsätze der HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) sind daher ohne Abschläge anzusetzen. Der faire Wettbewerb muss durch mittelstandsfreundliche Vergaben gesichert und gestärkt werden.
Ingenieur Summit 2025
Am 5. Juni 2025 diskutieren die planenden Berufe mit Vertreterinnen und Vertretern aus Bundes- und Landespolitik sowie Expertinnen und Experten des Bauwesens, welche wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen in Deutschland notwendig sind, um den aktuellen Problemen bei Infrastruktur und Wohnungsbau zu begegnen. Der Ingenieur Summit 2025 findet im EUREF-Campus in Berlin statt. Erwartet werden rund 300 Teilnehmende.




