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Volles Haus beim VBI-Tragwerksplanersymposium

12. Oktober 2021

Weder die Absage im vergangenen Jahr, noch der ebenfalls pandemiebedingte Umzug in eine neue Location haben der Anziehungskraft des vom VBI organisierten und mit dem Ingenieurbaukunstverein konzipierten Symposium Tragwerksplanung Abbruch getan. Und so waren am 8. Oktober alle 170 Plätze – mehr ging coronabedingt noch nicht – besetzt, als Prof. Christoph Gengnagel, UdK Berlin, das Symposium im Berliner „Spreespeicher“ eröffnete. Die Idee der Macher, mit kurzen Einblicken in die aktuelle Tätigkeit der Tragwerksplaner, Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit zu fördern, sei angesichts der Umbrüche, in denen sich die Branche befinde, aktueller denn je. Er erinnerte an Jörg Schlaich und Stefan Polonyi, die beide 2021 gestorben sind, aber als große Visionäre und Konstrukteure prägend für Generationen von Bauingenieuren waren. Unvergessen seien Schlaichs legendäre Vorträge, in denen er mit einfachen Worten komplexeste Sachverhalte verständlich erklärte, oder sein visionäres Konzept eines solaren Aufwindkraftwerks. Von Polonyi bleibe vor allem seine Vision des kreativen Austauschs von Ingenieuren und Architekten, aufbauend auf dem Dortmunder Modell der gemeinsamen Ausbildung angehender Ingenieure und Architekten.

Unter den Teilnehmern waren viele junge Leute.

VBI-Vizepräsident Dr. Peter Warnecke freute sich über die vielen jungen Gesichter im Raum, deren Berufsaussichten nach wie vor glänzend seien. Die Branche insgesamt stehe vor der Aufgabe, bis 2030 den CO2-Ausstoß im Gebäudebereich zu halbieren – in nur noch acht Jahren. Mit der EU-Taxonomie werde künftig die Nachhaltigkeit jeder Bauinvestition nach festen Kriterien berechenbar. Dabei zählen neben der bislang meist im Mittelpunkt der Betrachtung stehenden Energieeffizienz Ressourcenverbrauch und Naturschutz als gleichwertige Kriterien. Damit werde durch diese ganzheitliche Nachhaltigkeitsbewertung die Umnutzung vorhandener Bausubstanz wieder interessanter, so Warnecke, wobei wiederum die Tragwerksplanung eine wichtige Rolle spiele. Gefragt seien dafür intelligente Lösungen, gerade auch die unorthodoxen Ideen von Berufsanfängern. „Kluge Ideen umzusetzen, macht Spaß“, versprach Warnecke, „achten Sie auf den Glanz in den Augen der Vortragenden“.

Und den gab es auch diesmal nicht zu knapp. Das von den Machern seinerzeit klug gewählte Motto „Vision und Konstruktion“ erwies sich erneut als tragfähig und zukunftsweisend. Dabei ging es zunächst vorwiegend um die Vision, um Ideen, Vorschläge und Verfahren, um in acht Jahren den CO2-Ausstoß zu halbieren, 2045 ganz klimaneutral zu Bauen. Einhelliges Fazit, die derzeit im konstruktiven Ingenieurbau noch neue Ökobilanzierung werde schon in zwei, drei Jahren Normalität, sorge für die Vergleichbarkeit verschiedener Lösung und mache Entscheidungen transparent. Nachhaltiges Bauen brauche robuste Konzepte.

Prof. Elisabeth Endres sprach über “Ganzheitliches Planen für robustes Bauen.”

Generell, aber vor allem im Wohnungsbau mit dem Unsicherheitsfaktor Nutzer, gehöre einfachen Lösungen die Zukunft. Robust bauen, heiße hier, mit einem Minimum an Technik ein Maximum an Behaglichkeit zu ermöglichen. Dafür müssten aber die Planer „mehr Hirn reinstecken“ und besser miteinander kommunizieren, betonte Architektin Prof. Elisabeth Endres, die das Institut für Bauklimatik an der TU Braunschweig leitet: „Klimaneutrales Bauen geht nur im Team, braucht die interdisziplinäre und ganzheitliche Planung“.

Pause im Spreespeicher

Auf die Vision vom klimaneutralen Bauen folgten konstruktive Einblicke. Nicht nur der per Computer aus der Schweiz zugeschaltete Jürg Conzett thematisierte in seinem Werkstattbericht das Wechselspiel zwischen Tradition und Innovation beim nachhaltigen Bauen. Konstruktive Lösungen für den Umgang mit historischem Bestand und dessen Umnutzung standen auch bei Donald Mathes, Mathes Beratende Ingenieure, im Mittelpunkt. Ging es bei dem von ihm vorgestellten Umbau eines Chemnitzer Spinnereigebäudes, Baujahr 1860, zur heutigen Bibliothek der TU Chemnitz um gusseiserne Stützen und Mauerziegel, spielte insgesamt aber der Baustoff Holz diesmal die Hauptrolle unter den betrachteten Baustoffen des Symposiums. Auch dies ohne Zweifel eine Reaktion auf die verstärkte Beschäftigung mit Ressourcen- und Klimaschutz beim Bauen.

Hier unter den Zuhörern: Prof. Christoph Gengnagel.