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Vision und Konstruktion – Symposium Tragwerksplanung bot Stoff zur Diskussion

09. Oktober 2023 | In der Universität der Künste Berlin haben sich am 6. Oktober rund 170 interessierte Menschen aus Planung, Architektur und Bauwirtschaft – Praktiker und Studierende – getroffen, um die aktuellen Trends in der Tragwerksplanung zu diskutieren.

Das Vortragsprogramm lieferte wie schon in den letzten Jahren zahlreiche Beispiele für die praktische Umsetzung nachhaltiger Konstruktionen, sei es durch die Verwendung umweltfreundlicherer Baustoffe oder die Anwendung innovativer Technologien und Methoden. Dabei wurde auch die Kontroverse nicht gescheut und deutlich gemacht, dass es nicht nur eine Antwort auf die Fragen gibt, die sich mit der notwendigen Bauwende an die Branche und nicht zuletzt auch an die Tragwerksplanung stellen. Peter Warnecke, VBI-Vizepräsident, mahnte schon in der Begrüßung, dass die Tragwerksplanung mit der Grauen Energie des Rohbaus ein Drittel der CO2-Gesamtemissionen im Gebäudebereich verantwortet.

Die Offenheit und das breite Spektrum schafften Raum für Diskussion. Ob ein Künstler und – wie er es selbst definierte – “gefühlter Statiker” wie der Pionier Martin Rauch seine bahnbrechenden Erfolge im Lehmbau zugänglich machte oder der Betonexperte Bernd Hillemeier den Geopolymerbeton als Weg aus der Rohstoffkrise vorstellte, das fachkundige Publikum nutzte die Gelegenheit, Standpunkte darzulegen, vor allem aber die vorgetragenen Lösungsansätze kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Deutlich wurde vor allem eins: Wo nachhaltiger konstruiert werden soll, geht es nicht allein um den Einsatz diesen oder jenen Materials, sondern vielmehr darum, Materialien bewusst nach ihren Möglichkeiten zu verwenden und deren Wiederverwendung und Wiederverwendbarkeit in den Vordergrund zu stellen. “Wir müssen zu einer Zero-Waste-Baustelle kommen und den Ressourcenverbrauch radikal minimieren”, lautete das Credo. Ulrike Elbers konnte in ihrem Vortrag eindrucksvoll zeigen, welche enormen Mengen an natürlichen Ressourcen das Bauen weltweit verschlingt und wie notwendig die Entwicklung ressourcenschonenden Bauens ist – eine Forderung, die der Österreicher Martin Rauch mit seinen Ausnahmeprojekten bereits nahezu erfüllt, wenn er den Aushub zu 75 bis 100 % in das Gebäude verbaut.

Über Möglichkeiten und Fallstricke in der Kombination von Materialien – natürlichen wie industriell erzeugten – boten die Vorträge von Tobias Huber zu Lehm-Holzbauten und Dominic Steinhäuser zum Kleben im Holzbau aktuelle Einblicke. Am Beispiel des Leuchtturmprojekts “Roots” in Hamburg zeigte Oliver Fried Herausforderungen und Lösungen des derzeit höchsten Hochhausprojekts in Hybridholzbauweise aus Sicht des Holzbauers auf.

Breite Einigkeit herrschte in der Forderung, die Wiederverwendung, Sanierung und Umnutzung im Bestand konsequent vor den Neubau zu stellen. Dass es auch hier große Herausforderungen gibt, insbesondere wenn es sich um denkmalgeschützte Bauten handelt, zeigte Carolin Strotmann mit dem ambitionierten Umbau der Getreidesilos der “Plange Mühle” im Düsseldorfer Hafen.

Das Programm wurde in diesem Jahr mit einer offenen Diskussion über die Frage abgeschlossen, was die “optimale Deckenkonstruktion” sein sollte, denn hier werden mit die höchsten CO2-Verbräuche im Hochbau verursacht. Trotz der wissenschaftlichen Untersuchungen an den Instituten, die Volker Schmid, TU Berlin, und Christian Hartz, TU Dortmund, ins Feld führten; die Frage bleibt ein Diskussionsthema. Die Botschaft aber war klar: “Gehen wir morgen in die Projekte und denken wir darüber nach, wie wir die Konstruktion besser und nachhaltiger machen können”, appellierte Karen Eisenloffel in ihrem Resümee an alle Beteiligten und erntete viel Applaus.