Dringender Investitionsbedarf in Höhe von 400 Milliarden Euro
Der Bundesverband der Deutschen Industrie BDI hat einen zusätzlichen staatlichen Investitionsbedarf über die nächsten zehn Jahre in Höhe von rund 400 Milliarden Euro ermittelt. Die Summe bezieht sich vor allem auf nachzuholende bzw. zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur, Investitionsprogramme für eine grüne Transformation und den öffentlichen Anteil am Aufbau wirtschaftlicher Resilienz. Hinzu werden Förderbedarfe, wie Anreize für privatwirtschaftliche Investitionen in diesen Feldern, festgestellt.
Die größte Investitionslücke – mit einem Volumen von 315 Milliarden Euro – besteht dabei im Bereich der Infrastruktur, wovon allein auf die Verkehrsinfrastruktur zusätzliche 158 Milliarden Euro entfallen. Im Bereich Gebäude und Wohnen besteht ebenfalls ein nicht unerheblicher Bedarf in Höhe von rund 56 Milliarden Euro. Die Untersuchungsergebnisse des BDI sind ein klares Signal an die Politik; BDI-Präsident Siegfried Russwurm sagt dazu: „Unsere Zahlen liefern die Faktenbasis zum Investitionsbedarf und für eine jetzt notwendige sachorientierte Debatte über dessen Finanzierung. Die Aufgabe ist so groß, dass sie über Legislaturperioden hinaus gedacht und gelöst werden muss.“
Zuvor hatten bereits das Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in Ihrer ähnlich ausgerichteten Studie einen Investitionsbedarf von knapp 600 Mrd. Euro ebenfalls über eine Dekade errechnet. Die beiden Wirtschaftsinstitute halten Investitionen von 304 Mrd. Euro in die kommunale und überregionale Infrastruktur für notwendig und beziffern den staatlichen Anteil zur Dekarbonisierung auf 200 Mrd. Euro. Neben dieser Studie darf die BDI-Rechnung als konservativ bezeichnet werden. Die zugrunde gelegten Investitionsbereiche beider Untersuchungen decken sich weitgehend.
Der BDI fordert die Politik zum Handeln auf. Mit Blick auf die stagnierende Auftragslage ist die angeschlagene Bauwirtschaft mehr denn je auf öffentliche Investitionen angewiesen; zumal der konsequente Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ein entscheidender Faktor für einen Wirtschaftsaufschwung in Deutschland darstellt und die Grundlage für weitere private und vor allem ausländische Investitionen bildet. Parteipolitische Interessen müssen aus Sicht des BDI zurückgestellt werden, um den ökologisch-nachhaltigen Transformationsprozess zu beschleunigen und eine ökonomische Resilienz der Bundesrepublik zu erreichen.